Krypta
Krypta © STBAFS

Restaurierungsarbeiten in der Freisinger Domkirche: Bau- und kulturhistorische Untersuchungen führen zu neuen Erkenntnissen

Freising. Pünktlich zur Eröffnung der Landesausstellung im Mai sollen die Restaurierungsarbeiten in der Freisinger Domkirche abgeschlossen sein. Seit vielen Jahren leitet und koordiniert das Staatliche Bauamt Freising sämtliche bauliche Maßnahmen in der Freisinger Domkirche Mariae Geburt und St. Korbinian. Dazu gehören in jüngerer Vergangenheit unter anderem die Bereiche Krypta, Maximilianskapelle, das Nordtreppenhaus sowie der bauliche Brandschutz und die gesamten Fassadenarbeiten und Sanierungsarbeiten an den Dachstühlen. In der Maximilianskapelle wurden die Deckenfresken restauriert, der gemalte Marmor aufwendig rekonstruiert und die gesamte Elektroinstallation erneuert.
In den letzten Zügen sind die Elektroinstallationsarbeiten am Unterbau des Korbinian-Schreins. Ein Modell dieses Unterbaus steht bereits am künftigen Aufstellungsort in der Maximilianskapelle.

Veränderungen der Krypta im Lauf der Jahrhunderte
Die Korbinianskrypta ist einer der bedeutendsten hochmittelalterlichen Sakralräume in Bayern. Sie stammt weitgehend aus der Bauzeit des jetzigen Domes in der Zeit um 1160. Die sogenannte Bestiensäule in der Mitte der vierschiffigen Krypta ist ein einzigartiges Monument der damaligen Glaubensvorstellungen. Die denkmalschutzkonforme Ausführung der Erneuerung der historischen Leuchten in der Krypta, deren Ummantelung einem Schwalbennest ähnelt, war eine echte Herausforderung. Hier kam modernste 3D-Technologie zum Einsatz. Wegen der Erneuerung der Elektroleitungen dafür erfolgten auch bauhistorische und kulturhistorische Untersuchungen. Zur Planung und Koordination wurde Dr. Thomas Aumüller als Experte der Bauforschung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege hinzugezogen. Dabei ergaben sich viele neue Erkenntnisse zur Baugeschichte und zu den Veränderungen der Krypta im Lauf der Jahrhunderte.  „Wir wissen jetzt viel mehr über die Entstehung und Gestalt der Krypta und damit auch über einen wichtigen Teil unserer Bayerischen Kulturgeschichte“, so Dr. Thomas Aumüller von der Bauforschung. An der Apsis der Krypta am Übergang zur Maximilianskapelle wurde dabei der ursprüngliche Putz mit roten Streifen an den Gewölbekanten entdeckt. Spektakulärer ist jedoch die Freilegung eines Wandgemäldes mit einem Christuskopf auf dem Schweißtuch der Veronika aus der Zeit um 1300. „Die Krypta im Freisinger Dom ist ein wahres Schmuckstück und das entdeckte Wandgemälde ist außergewöhnlich – das ist ein Highlight!“, schwärmt der stellvertretende Abteilungsleiter Dr. Michael Schmidt vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.

Alte Grabstätte im Gruftraum entdeckt
Im Gruftraum der Krypta wurde eine alte Grabstätte entdeckt. Dabei fanden sich neben den Gebeinen insbesondere auch Teile des alten Sarkophags. Domrektor Prof. Dr. Marc-Aeilko Aris: „In einem Nebenraum der Krypta wurden Grabnischen gefunden. Sie sind ein eindrucksvolles Zeugnis des Glaubens und der Frömmigkeit. In der Krypta wurden die Heiligen des Domes verehrt. Neben diesen Heiligen bestattet zu werden, ist Ausdruck des Vertrauens auf die Fürsprache der Heiligen.“

Verantwortungsvoller und ehrfürchtiger Umgang maßgebend
Dass denkmalschutzkonforme Restaurierungsarbeiten bei einem Bauwerk, wie dem Freisinger Dom, spannend aber auch herausfordern sind, weiß auch Behördenleiter Andreas Kronthaler: „Von allen Beteiligten wird hier Großartiges geleistet. Mich beeindruckt, mit welcher Akribie und Liebe zum Detail hier gearbeitet wird. Bei einem Baudenkmal dieser Güte muss aber auch mit Überraschungen gerechnet werden. Tauchen derartige Befunde auf, wird in enger Ab-
stimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und der Domkirchenstiftung überlegt, was damit passieren soll. Bei allen Restaurierungsarbeiten ist ein verantwortungsvoller und ehrfürchtiger Umgang mit der Baugeschichte maßgebend.“

Restaurierungsarbeiten im Zeitplan
Zuversichtlich sind die Verantwortlichen in Sachen Fertigstellung der Restaurierungsarbeiten, denn die Landesausstellung wirft bereits große Schatten voraus und wir in wenigen Wochen eröffnet. „Uns allen ist bewusst, dass noch viel Arbeit vor uns liegt und alle Räder ineinandergreifen müssen. Obwohl es auf der Baustelle aktuell nicht danach aussieht – wir sind im Zeitplan!“, so Projektleiter Richard Sicker vom Staatlichen Bauamt Freising.

Anlagen:

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Von links: Richard Sicker, Andreas Kronthaler, Dr. Thomas Aumüller, Dr. Michael Schmidt und Prof. Dr. Marc-Aeilko Aris unter dem entdeckten Wandgemälde in der Krypta.

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Die Korbinianskrypta stammt weitgehend aus der Bauzeit des jetzigen Domes in der Zeit um 1160 und ist einer der bedeutendsten hochmittelalterlichen Sakralräume in Bayern.

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Im Zuge der Restaurierungsarbeiten wurde der ursprüngliche Putz mit roten Streifen an den Gewölbekanten entdeckt ein Wandgemälde mit einem Christuskopf freigelegt.

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Mit viel Akribie und Liebe zum Detail werden die Restaurierungsarbeiten in der Maximilianskapelle ausgeführt.

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Hinter einem Mauerstein im Gruftraum der Krypta wurde eine alte Grabstätte entdeckt.

 

Bildquellen: Marcus Dörner (Staatliches Bauamt Freising)