KZ-Gedenkstätte Dachau
KZ-Gedenkstätte Dachau

Gussplastik Gedenkstätte

Die Skulptur auf dem ehemaligen Appellplatz der KZ-Gedenkstätte Dachau ist weltweit bekannt. Entworfen hat die Großplastik der jugoslawische Bildhauer Nandor Glid. Seit 1968 ist sie Bestandteil des Internationalen Mahnmals auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau. Derzeit wird sie von Restauratoren im Auftrag des Staatlichen Bauamts saniert.

Die von Nandor Glid entworfene Skulptur aus 24 hohlen Gusselementen zeigt in stilisierter Formensprache mehrere skeletthafte Figuren, die zwischen zwei Pfosten zu einem starren, stacheldrahtartigen Geflecht verschlungen sind. Die Plastik ist Glids künstlerischer Ausdruck von Leid und Stärke der im Nationalsozialismus inhaftierten Menschen. Sie ist Teil des aus verschiedenen Elementen bestehenden, begehbaren Internationalen Mahnmals auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau.

53 Jahre nach ihrer Einweihung am 8. September 1968 saniert das Staatliche Baumt nun die Skulptur. Denn mit der Zeit sind in den einzelnen Gusselementen zahlreiche mikroporöse Bereiche und feine Haarrisse entstanden, über die Kondenswasser in die Hohlkörper gelangt. Dieses Wasser sammelt sich in Vertiefungen und tritt dort an Haarrissen und mikroskopischen Löchern wieder aus. An diesen Stellen haben sich Ablagerungen und krustige Ausblühungen gebildet. Doch bei den Schäden handelt es sich nicht nur um optische Probleme: Zentimeterbreite Risse gefährden die Standsicherheit. Deshalb müssen einige Glieder der Skulptur mit Prothesen versehen werden.

Derzeit ist die Skulptur eingehaust. Die Restauratoren sind mitten in den Instandsetzungsarbeiten. Standardlösungen für die Sanierung gibt es kaum, zudem ist das Material teilweise sehr porös. Ziel des Staatlichen Bauamts und der Restauratoren ist es, die Skulptur wieder so herzustellen, dass sie optisch dem Ursprungszustand entspricht, zugleich aber auch standsicher ist. An drei Figuren muss deshalb im Inneren eine Stützkonstruktion gebaut werden, fünf weitere, größere Risse lassen sich aber durch Schweißarbeiten schließen. Die zahlreichen feinen Haarrisse werden entweder verlötet oder verschweißt. In Bereichen, in denen sich innen Wasser sammelt, sollen kleine Löcher gebohrt werden, damit das Wasser abfließen kann. Korrosionsschäden im Bodenbereich der Stahlstützen werden beseitigt und einigen Stellen das Material verstärkt.

Eine große Herausforderung für die Restauratoren ist, dass keine Pläne beziehungsweise Unterlagen zu Konstruktion, Statik und Materialzusammensetzung aus der Entstehungszeit der Plastik existieren. Die Gießerei im damaligen Jugoslawien gibt es ebenfalls nicht mehr, Nandor Glid starb 1997. Deshalb mussten die Grundlagen im Vorfeld mühsam erarbeitet werden: etwa mit einem hochauflösenden 3D-Komplettscan der Skulptur, einer Röntgenuntersuchung und einer programmgestützten, statischen Nachrechnung des komplexen Gebildes. Außerdem prüfte das Labor der Materialprüfanstalt, die Eigenschaften des Materials (Legierung, Porosität, Zugfestigkeit). Anschließend entwickelte das Staatliche Bauamt gemeinsam mit Restauratoren, Statikern und Metallkundlern geometrisch angepasste Stützkonstruktionen, die verdeckt eingebaut werden sollen. Mittels Schweißversuchen mit verschiedenen Techniken und Schweißmaterialien in der Werkstatt und vor Ort wurde nach Lösungen gesucht, Löcher und Risse zu schließen. Die laufenden Abstimmungen mit Restauratoren, Statikern und Metallkundlern begleitete das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege.

Im April dieses Jahres sollen die Instandsetzungsarbeiten beendet sein. Mit einem Monitoring will man künftig schneller auf kleinere Schäden reagieren können.