Gehölzpflege an Straßen

 

Häufige Fragen und Antworten zur Gehölzpflege

 

Gehölze und andere Anpflanzungen entlang von Straßen erfüllen wichtige Funktionen:

·        verkehrstechnisch: als Sicht-, Blend- und Windschutz

·        bautechnisch: unter anderem als Böschungssicherung

·        gestalterisch: beispielsweise zur landschaftsgerechten Einbindung der Straße

Aber der Baustoff Pflanze lebt und verändert sich ständig. Deshalb müssen Gehölzflächen an Straßen immer wieder gepflegt werden. Wir haben für Sie die wichtigsten Fragen und Antworten rund um das Thema Gehölzpflege zusammengestellt.

 

Warum müssen Bäume gefällt und Gehölze entfernt werden?

Es gibt mehrere Gründe, weshalb ein Baum an Bundes-, Landes- oder Kreisstraßen gefällt werden muss: Etwa, wenn die Gefahr besteht, dass ein Baum abstirbt oder umfällt und so zur Gefahr für Menschen, angrenzende Grundstücke und Häuser oder den Straßenverkehr wird. Denn das Staatliche Bauamt ist für die Standsicherheit der Bäume verantwortlich, die auf den Grundstücken der von ihm betreuten Straßen wachsen. Auch wenn eine Straße ausgebaut oder ein neues Gebäude errichtet wird, müssen mitunter Bäume oder Sträucher weichen. Manchmal müssen auch Bäume gefällt werden, wenn ihre Wurzeln unterirdische Leitungen oder Bauwerke beschädigen.

 

Warum werden auch einzeln stehende Straßenbäume gefällt?

Es gibt Baumkrankheiten, bei denen die Bäume bis zuletzt gesund aussehen. Tatsächlich können sie innen jedoch schon hohl oder morsch sein oder die Wurzeln soweit geschädigt, dass sie den Baum kaum noch halten können. Andererseits können Bäume, die rein äußerlich deutliche Vitalitätsmängel zeigen, noch standsicher sein. Erfahrene Baumkontrolleure erkennen diese für die Standsicherheit relevanten Schäden, die der Laie nicht einordnen kann. Alle einzeln stehenden Straßenbäume werden deshalb regelmäßig von Fachleuten auf ihre Standsicherheit überprüft.
 

Wer entscheidet, ob ein Baum gefällt wird?

In erster Linie entscheiden die Fachleute des Staatlichen Bauamts Freising, welcher Baum gefällt werden muss. In bestimmten Fällen müssen sie sich dazu die Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde einholen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn Bäume im Zuge einer Straßenbaumaßnahme weichen müssen.  Solche Baum- oder Gehölzverluste werden in der Regel durch Ersatzpflanzungen ausgeglichen.

 

Wann darf gefällt werden?

Erlaubt ist das Fällen von Bäumen bzw. das Abschneiden von Gehölzen zwischen dem 1. Oktober und dem 28. Februar. Das Bundesnaturschutzgesetz schützt in dieser Zeit nistende Vögel. Befinden sich Lebensstätten von geschützten Tierarten wie Vogelnester, Fledermausquartiere in Baumhöhlen oder Nester von Wespen oder Hornisse in dem Baum, darf dieser nicht gefällt werden. Wir ergreifen dann Schutzvorkehrungen für die Tiere und entfernen beispielsweise nur die Äste, lassen den Stamm aber stehen.

 

Es werden doch aber auch Bäume im Sommer gefällt oder stark zurückgeschnitten?

Maßnahmen, die die Verkehrssicherheit (wieder-)herstellen sind vom Fäll- und Schnittverbot im Sommer ausgenommen. Schlägt etwa ein Blitz in einen Baum an einer Straße ein und schädigt ihn so stark, dass dessen Standsicherheit gefährdet ist, muss er gefällt werden. Auch nach einem starken Sturm kann es passieren, dass Bäume auf die Straße zu fallen drohen. Und manchmal schreiten Krankheiten an einem Baum so schnell voran, dass er noch in der Vegetationsperiode gefällt werden muss.

 

Darf jeder Baum gefällt werden oder sind manche Bäume geschützt?

Wir fällen Bäume nur, wenn ein triftiger Grund vorliegt. Sind einzelne Bäume besonders groß und alt, sind sie mitunter als Naturdenkmal deklariert. Über das Naturschutzgesetz unterliegen sie dann einem besonderen Schutz. Doch auch an diesen Bäumen nehmen wir ab und an Pflegeschnitte vor. Unter Umständen müssen aber auch diese Bäume aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Bevor es dazu kommt, versuchen wir jedoch, den Baum durch oftmals auch gutachterlich festgelegte Baumpflegemaßnahmen möglichst lange zu erhalten.

 

Es ist von einer Pflege der Gehölze die Rede, warum werden dann auch Bäume und Sträucher komplett entfernt?

In geschlossenen Gehölzbeständen an Straßen, die meist aus Sträuchern und Bäumen bestehen, kommt es vor, dass der Baumanteil etwa durch Samenanflug zu hoch und zu dicht wird. Der Bestand schießt in die Höhe, im Untergrund herrscht jedoch Lichtmangel. Die einzelnen Bäume können sich nicht richtig entwickeln, Sträucher und lichtliebende Arten in Untergrund werden unterdrückt, der Bestand verkahlt im Untergrund und wird artenarm. Zu dichte Bestände von baumartig wachsenden Gehölzen werden deshalb ausgedünnt.

Einzelne Bäume werden im Zuge der Gehölzpflegemaßnahmen freigestellt, damit sich diese besser entwickeln und ein stabiles Grundgerüst bilden können. Wir schneiden die Gehölzflächen abschnittsweise jeweils um ein Drittel der Gesamtfläche zurück, maximal auf einer Länge von 100 m. Dadurch ermöglichen wir den Gehölz bewohnenden Tierarten, auszuweichen und erhalten zugleich die ökologische Funktion der straßenbegleitenden Gehölzflächen.

 

Wie häufig schneiden werden die Gehölze zurückgeschnitten?

Gehölzpflegemaßnahmen sollen etwa alle 15 Jahre vorgenommen werden. Auf diese Weise werden die Gehölze verjüngt und entwickeln sich wieder zu einem dichten und stufig aufgebauten Bestand mit vielfältigen Strukturen. Die zurückgeschnittenen Gehölze sind in der Lage, aus den im Boden verbleibenden Wurzelstöcken wieder auszutreiben. Dadurch wird in den Hecken der Anteil an Sträuchern stabilisiert und gefördert.

Dieses Vorgehen des abschnittweisen Rückschnittes im Abstand von etwa 15 Jahren entspricht den Anforderungen von nachhaltiger Pflege eines Gehölzes unter Berücksichtigung ökologischer Belange. Wenn diese Pflege ausbleibt, beginnt die Strauchschicht der Heckenstruktur etwa durch Beschattung, Standortkonkurrenz und Überalterung zu verkahlen. Dies führt mittel- bis langfristig zu einer Abnahme der Strukturvielfalt des Gehölzes, die jedoch für die Tierwelt sehr bedeutsam ist. Zudem beeinträchtigt eine Verkahlung auf lange Sicht auch die Sichtschutzfunktion des Gehölzes.

 

Was bedeutet „auf den Stock setzen“?

Bei dieser Methode werden die Sträucher wenige Zentimeter über dem Boden gekappt. Dieses Vorgehen ist dann notwendig, wenn Gehölze sehr dicht aneinander stehen, der Baumanteil zu hoch ist und der Baumbestand schlank und dicht nach oben wächst. Das ist häufig bei Altbeständen der Fall. Diese schlanken Bestände weise keine hohe Stabilität auf. Auch Gehölzstreifen werden regelmäßig auf den Stock gesetzt, damit sich Bestände wieder verjüngen.

 

Wird durch das abschnittweise „auf den Stock setzen“ der Gehölze nicht Natur zerstört?

Manchmal schauen frisch gepflegte Flächen auf den ersten Blick tatsächlich schlimm aus. Aber was für Außenstehende häufig nach einem „Kahlschlag“ aussieht, hilft der Natur dabei, sich zu verjüngen und neu aufzustellen. Die Pflanzen bilden aber schnell neue Triebe aus und schon ein Jahr später wächst auf den Flächen wieder sattes Grün.

 

Um wie viele Bäume kümmert sich das Staatliche Bauamt Freising?

Wir betreuen ein Straßennetz von rund 1.300 Kilometern an Bundes-, Staats- und Kreisstraßen. Im deren Randbereich sind gut 11.000 Einzelbäume links und rechts der Straße kartiert. Außerdem wachsen dort nahezu flächendeckend flächige Gehölze, gemeinhin als Sträucher und Büsche bezeichnet. Diese werden turnusmäßig im Randbereich alle drei bis fünf Jahre gepflegt. Die einzelnen Bäume werden regelmäßig von unseren Baumkontrolleuren untersucht, die deren Zustand dokumentieren. Nur wenn ein Baum absehbar nicht mehr standsicher ist oder große Äste abbrechen könnten, veranlassen sie eine Fällung.

 

Was passiert mit dem Schnittgut nach Baumschnitt- und Gehölzpflegemaßnahmen?

Ein geringer Teil des Holzes verbleibt dort, wo der Baum gefällt wurde, wo es als Totholz oder zu Reisighaufen gestapelt Pilzen, Pflanzen, Insekten und Vögeln einen neuen Lebensraum bietet. Gerodete Wurzelstöcke von Bäumen werden häufig auf naturschutzfachlichen Ausgleichsflächen als Lebensraum-Elemente verwendet. Der weitaus größere Teil des Schnittgutes wird jedoch entfernt, damit sich die Bestände von selbst verjüngen und die im Boden verbliebenen Wurzelstöcke von Sträuchern wieder austreiben können. Das Schnittgut wird weiterverwertet und als gehäckselte Biomasse energetisch genutzt oder kommt als Holzwerkstoff zum Einsatz, zum Beispiel für Spanplatten. Einzelne Stämme nutzen die Schreinereien unserer Straßenmeistereien, um etwa Holzgeländer im Außenbereich daraus herzustellen.

 

Wann wird das Holz abtransportiert?

In der Regel wird das Schnittgut direkt nach den Pflegearbeiten abtransportiert. Mitunter kann es jedoch zu Verzögerungen kommen, etwa wenn das Wetter nicht mitspielt oder für den Transport erforderliche Maschinen an anderer Stelle im Einsatz sind. Reisighaufen, in denen auch Vögel brüten könnten, werden daher entweder vor Beginn der Vogelbrutzeit abgefahren oder danach, damit sicher keine Vögel bei der Brut beeinträchtigt oder Nester zerstört werden.

 

Ist Gehölzpflege umso lukrativer, je mehr Holz abgeschlagen werden kann?

Im Mittelpunkt der Pflege straßenbegleitender Gehölze steht, dass diese eine Sichtschutzfunktion für die Anlieger, eine Leitfunktion für die Verkehrsteilnehmer, eine optische Einbindung der Straße in die Landschaft sowie eine Funktion als Lebensraum für Tiere erfüllen. Dabei müssen sie standsicher sein und dürfen keine Gefahr für Verkehrsteilnehmer oder Anlieger darstellen. Diese Anforderungen bestimmen, in welcher Menge Gehölz-Schnittgut anfällt, keinesfalls gehört zu diesen Anforderungen ein „Ertrag“ an Schnittgut.

 

Wer schneidet die Gehölze zurück und fällt die Bäume?

Welche Bäume beschnitten werden müssen, um Fußgänger, Auto-, Motorrad-, und Fahrradfahrer vor Gefahren zu schützen, legen unsere Baumkontrolleure fest. Im Zweifelsfall ziehen wir zudem weitere Gutachter hinzu. Die eigentlichen Arbeiten übernehmen entweder die Mitarbeiter unserer Straßenmeistereien oder von uns beauftragte Unternehmen. Unsere Mitarbeiter werden regelmäßig geschult, sowohl im Hinblick auf das fachlich korrekte Arbeiten als auch in Punkto Sicherheit für sich und die Verkehrsteilnehmer.

Dass Holz kein Abfall ist, sondern weiterverwendet werden kann, wirkt sich positiv auf die Kosten der Gehölzpflege aus. Mitunter ist vereinbart, dass die Unternehmer das anfallende Holz direkt selbst verwerten. Ist dies der Fall, muss der Unternehmer den vermutlich zu erzielenden Erlös vorab in seinem Angebot berücksichtigen. Welches Unternehmen den Auftrag für die Gehölzpflege erhält, ist das Ergebnis eines Wettbewerbsverfahrens nach den öffentlich-rechtlichen Vergaberegeln.

 

Kann man Gehölzschnitt nicht nachts erledigen?

Den Gehölzschnitt nachts zu erledigen, ist leider sehr gefährlich, die Verletzungsgefahr für die Mitarbeiter der Straßenmeistereien wäre zu groß. Außerdem ließe sich nachts bei den schlechten Sichtverhältnissen die fachgerechte Pflege nicht sicherstellen. Um die Auswirkungen auf die Verkehrsteilnehmer so gering wie möglich zu halten, vermeiden wir die Arbeiten so gut es geht im morgendlichen Berufsverkehr und am Abend.

 

Seit an unserer Straße der Gehölzstreifen entfernt wurde, ist der Lärm deutlich stärker geworden.

Eine Lärmschutzfunktion übernehmen Bäume - entgegen der landläufigen Meinung - nicht. Man könnte sagen: „Das Auge hört mit“. Auch bei der Wahrnehmung von Geräuschen existiert eine Wechselwirkung zwischen den Ohren und den Augen. Sind nach Unterhaltungs- und Pflegemaßnahmen die Fahrzeuge auf der Straße für Anlieger plötzlich sichtbar, kann sich daher die „gefühlte“ Lautstärke der Straße erhöhen. Geräuschquellen, die zusätzlich gesehen werden, nimmt der Mensch in der Regel intensiver wahr. Eine schallschluckende Wirkung durch die üblichen schmalen straßenbegleitenden Gehölzstreifen gibt es nicht.

 

Was passiert nach der Gehölzpflege?

Auch dort, wo Gehölze flächig auf den Stock gesetzt werden, ist die Natur nicht zerstört. Vor allem für Insekten findet sich schon im Frühjahr nach dem Pflegeinsatz ein neues Nahrungsangebot, da auf den gelichteten Flächen Blumen und Kräuter wachsen können, die im dichten Unterholz nicht gedeihen. Die auf den Stock gesetzten Sträucher treiben zudem wieder aus und bieten schnell wieder einen Lebensraum für Vögel und Kleintiere. Dadurch, dass die Wurzelstöcke im Boden bleiben und die Sträucher wieder austreiben, werden auch die Böschungen dauerhaft vor Bodenrutschungen gesichert.